Der Sieger der BOSS OPEN 2023 heißt Frances Tiafoe! Der als Nummer drei gesetzte US-Amerikaner besiegte in einem dramatischen Endspiel Lokalmatador Jan-Lennard Struff nach 2:09 Stunden mit 4:6, 7:6 (7/1), 7:6 (10/8). Struff verpasste seinen ersten Turniersieg sowie den ersten deutschen Triumph auf dem Stuttgarter Weissenhof seit Michael Stich 1991 denkbar knapp.
Stuttgart, 18. Juni 2023. – Frances Tiafoe startete stark in das Finale und ließ Jan-Lennard Struff in seinen ersten drei Aufschlagspielen nicht einen einzigen Punkt. Bei 3:3 nutzte der Deutsche dann jedoch gleich die erste sich bietende Gelegenheit und nahm seinem Gegner den Aufschlag zum 4:3 ab. In der Folge ließ der Warsteiner nichts mehr anbrennen und servierte sicher zum 6:4 aus. Im zweiten Durchgang ging es lange ausgeglichen hin und her. Beim Stand von 5:5 musste Struff die erste heikle Situation überstehen, wehrte aber drei Breakbälle ab. Der Satz ging in den Tiebreak, in dem Tiafoe einige Zauberbälle spielte und mit 7:1 die Oberhand behielt.
Auch der dritte Satz verlief ausgeglichen, beide Spieler gaben sich bei ihren Aufschlagspielen keine Blöße. Die logische Folge war ein weiterer Tiebreak und der hatte es in sich. Tiafoe gewann nach einem spektakulären Schlagabtausch mit seinem dritten Matchball die Kurz-Entscheidung mit 10:8 und damit auch seinen ersten Rasentitel. Zuvor hatte er einen Matchball von Struff abwehren müssen. Dank seines dritten Turniersiegs auf der ATP-Tour, für den er mit 109.270 Euro belohnt wurde, stößt Tiafoe das erste Mal in seiner Karriere unter die Top 10 in der Weltrangliste vor und wird ab Montag auf Rang 10 geführt. Struff wird sich auf Rang 21 verbessern und damit ebenso seine bisher beste Karriere-Platzierung erreichen.
„Mein Telefon hört gar nicht auf zu klingeln“, strahlte Tiafoe in der Pressekonferenz nach dem Match. „Mein dritter Titel, der erste auf Gras. Ich kann es immer noch nicht glauben, dass ich das gewonnen habe. Jetzt bin ich auch in den Top 10 – da sind viele Emotionen, wenn man weiß, woher ich gekommen bin“, ergänzte Tiafoe, der auch den Zuschauern und den Turnierveranstaltern in Stuttgart ein hervorragendes Zeugnis ausstellte. „Das deutsche Publikum ist eines der respektvollsten, das ich je erlebt habe. Natürlich wollten sie, dass Struffi gewinnt, aber sie haben auch bei mir applaudiert und einen tollen Job gemacht. Jeder war in dieser Woche supernett, bei den Trainings waren so viele Leute. Alles war so einfach und entspannt, daher hoffe ich, nächstes Jahr wiederkommen zu können.“
Jan-Lennard Struff kämpfte nach dem Match mit seinen Emotionen. „Es war ein unglaubliches Match und alles drinnen, was man sich als Zuschauer wünschen kann – vielleicht noch, dass ich gewinne. Es ist brutal, so ein Match hintenraus zu verlieren. Ich kann mir nicht viel vorwerfen, habe mein Herz auf dem Platz gelassen, leider wurde es am Ende gebrochen. Meinen Matchball hat er gut abgewehrt. Im Nachhinein denkt man, vielleicht hätte man mehr Risiko nehmen können“, meinte Struff.
„Ich weiß nicht, ob man ein Finale lieber glatt oder eng verliert. Ich bin megastolz auf meine Leistung heute. Ich war angespannt und nervös, bin aber damit echt gut umgegangen. Es war ein hochklassiges Match. Wie ich in engen Situationen häufig mutig agiert habe, das kann ich positiv in die nächsten Wochen mitnehmen. Ich habe zwar meinen ersten Titel knapp nicht geschafft, bin aber echt stolz, wie ich die ganze Woche gespielt habe. Ein Finale in Stuttgart ist eine Wahnsinnsleistung, das nehme ich in die nächsten Turniere mit“, richtete der 33-Jährige den Blick gleich wieder nach vorne.
Wie im Einzel gab es auch im Doppel kein deutsches Happy End! Kevin Krawietz und Tim Pütz mussten sich im Endspiel den kroatischen Olympiasiegern Nikola Mektic und Mate Pavic mit 6:7 (2/7), 3:6 geschlagen geben. Für Pavic war es der zweite Stuttgart-Titel in Folge, nachdem er im Vorjahr an der Seite des Polen Hubert Hurkacz triumphiert hatte.
Vermerk „Foto: BOSS OPEN / Paul Zimmer“