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Jubiläum der Bregenzer Festspiele vom 20. Juli bis 21. August 2016

20. Juli 2016
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Junge Stimmen, pfiffige Arien und eine begehrte Prinzessin

Erstaufführung eröffnet Bregenzer Festspiele – und Turandot bleibt Publikumsliebling

Siebzig Jahre nach Festivalgründung spannen die Bregenzer Festspiele im kommenden Sommer einen breiten programmatischen Bogen von Ur-und Erstaufführungen an den verschiedenen Spielorten, über die Wiederaufnahme-Premiere von Turandot auf der Seebühne bis hin zu einer musiktheatralischen Erinnerung an die Geburtsstunde des Spiels auf dem See im Jahr 1946. Künstlerisch eröffnet wird das knapp fünf Wochen dauernde Sommerfestival am Abend des 20. Juli 2016 mit der Oper im Festspielhaus Hamlet als Österreichische Erstaufführung. Bis zum 21. August 2016 stehen rund 80 Veranstaltungen auf dem Programm, für die insgesamt 182.000Tickets aufgelegt sind (ohne Generalproben und crossculture night).

Auch im Wiederaufnahme-Jahr ist Prinzessin Turandot begehrt: Für die 24 Vorstellungen sind derzeit rund 60 Prozent der 162.000 aufgelegten Karten gebucht. Die Oper in der Inszenierung und im Bühnenbild von Marco Arturo Marelli avancierte im vergangenen Sommer zum bestbesuchten Puccini-Werk in einem ersten Spieljahr. Premiere ist am 21. Juli.

Opern-Ausgrabung im Festspielhaus

Im Festspielhaus gelangt die lange Zeit in Vergessenheit geratene Oper Hamlet zur Aufführung. 1865 in Genua uraufgeführt, erlebte das Werk des italienischen Komponisten Franco Faccionur eine weitere Aufführung 1871 an der Mailänder Scala, ehe es im Jahr 2014 an der Opera Southwest in Albuquerque (USA) wieder auf die Bühne kam. Die Bregenzer Festspiele holen das auf dem gleichnamigen Drama von William Shakespeare basierende Werk als Österreichische Erstaufführung im Sommer 2016 zurück nach Europa. Für die Inszenierung zeichnet Olivier Tambosi verantwortlich, die musikalische Leitung liegt bei Paolo Carignani, der im nächstjährigen Sommer erneut auch Turandotdirigieren wird. Für die Titelrolle konnte der aus Brünn stammende Tenor Pavel Cernoch gewonnen werden.

Eine „Austrotragödie“auf der Werkstattbühne

Mit „Staatsoperette–Die Astrotragödie“ auf der Werkstattbühne zeigen die Bregenzer Festspiele eine Musiktheater-Uraufführung, deren im ORF ausgestrahlte gleichnamige Fernsehfassung im Jahr 1977 ein damaliges „nationales Tabu angefasst“hatte (Club2) und nach heftigen Diskussionen nie wieder gesendet wurde. Komponist Otto M. Zykan und Fernseh-Regisseur Franz Novotny beleuchteten in ihrem einen Skandal verursachenden Fernsehfilm die Zeit zwischen den beiden Weltkriegen und den aufkommenden Austrofaschismus. Die von Michael Mautner und Irene Such eingerichteteBühnenfassung wird von dem gebürtigen Bregenzer Simon Meusburger inszeniert. Sämtliche historische Führerfiguren werden als Puppen aus der Werkstatt von Nestroy-Preisträger Nikolaus Habjan dargestellt. Premiere ist am 2. August, es folgt eine weitere Vorstellung.

Junge Stimmen und eine entstehende Uraufführung

Erstmals im vergangenen Sommer im Spielplan vertreten, geht das von Intendantin Elisabeth Sobotka gegründete Opernstudio in der Saison 2016 mit einer weiteren Oper von Wolfgang Amadeus Mozart und seinem Librettisten Lorenzo da Ponte in die zweite Runde. Die jungen Sängerinnen und Sänger erarbeiten gemeinsam mit Dirigent Hartmut Keil und Regisseurin Barbara Wysocka Don Giovanni. Im Rahmen einer Meisterklasse erhalten sie erneut hochkarätige Anleitung von Brigitte Fassbaender. Kooperationspartner ist der internationale Gesangswettbewerb „NEUE STIMMEN“ der Bertelsmann Stiftung. Der Antwort auf die Frage „Wie entsteht eine Oper?“spürt weiterhin das ebenfalls neu gegründete Opernatelier nach. Einblicke in die für 2017 geplante Uraufführung To the Lighthouse von Zesses Seglias und dem Librettisten Ernst M. Binder nach Virginia Woolf geben in den kommenden Monaten mehrere Veranstaltungen im Kunsthaus Bregenz, die nächste am 10. August.

Pfiffig: Musik&Poesie lädt zu Tango, Cabaret und einer Uraufführung

Neben seinem Engagement bei Staatsoperette pfeift Nikolaus Habjan auf Oper: Vier Tage nach Festspieleröffnung widmet sich der erste von vier Sonntagabenden der Reihe Musik& Poesie nicht nur seinem Puppenspiel, sondern auch von ihm kunst-und humorvoll gepfiffenen Opernarien. Am folgenden Wochenende bringt das AltenbergTrio Wien in derselben Reihe Beethovens Pferd auf Trab und posthum Otto M. Zyans Triotheater als Uraufführung zu Gehör. Am 14. August zeigt Tenor und Seebühnen-Calaf Rafael Rojas, wie viel Tango-Leidenschaft in ihm steckt. Ein Wiedersehen mit der im vergangenen Sommer vom Publikum gefeierten Measha Brueggergosman gibt es am 7. August: Die Sopranistin widmet sich „Im Cabaret“dem Liedgesang.

Zwei Menschen finden zueinander

Ebenfalls zu sehen und zu hören ist Measha Brueggergosman in der Hauptrolle der Hanna in Miroslav Srnkas Kammeroper Make no noise, die auf der Werkstattbühne als Österreichische Erstaufführung gezeigt werden wird. Stoffliche Grundlage bildet Isabel CoixetsFilm The secret life of wordsaus dem Jahr 2005, in dem die psychischen und physischen Verletzungen zweier traumatisierter Menschen erzählt werden, die mehr und mehr zueinander finden.Die männliche Hauptrolle des Joseph übernimmt Holger Falk, es spielt das Ensemble Modern. Premiere ist am 17. August, es folgt eine weitere Vorstellung am 19. August.

Orchesterkonzerte: Eine Erstaufführung, eine Premiere und viel Italien

Eine weitere Österreichische Erstaufführung von Miroslav Srnka ist im Rahmen der Matinee mit dem Symphonieorchester Vorarlberg zu hören. Gérard Korsten dirigiert Eighteen Agents, danach wartet eine weitere Premiere auf das Publikum: Erstmals bei einem Festspiel-Orchesterkonzert im Großen Saal ist der junge Pianist Aaron Pilsan zu erleben, der als Solist Wolfgang Amadeus Mozarts Konzert für Klavier und Orchester Nr. 19 F-Dur spielt. Schlusspunkt der Matinee bildet die Sinfonische Fantasie Aus Italien von Richard Strauss. Italienisch wird es auch beim dritten Orchesterkonzert der Wiener Symphoniker, wenn unter der Leitung von Enrique Mazzola die Ouvertüre zu Giuseppe Verdis La forma deldestino erklingt und im Anschluss Franco Donatonis Duo pour Bruno und Caetano Donizettis Messa di Requiem dargeboten werden. Symphoniker-Chefdirigent Philippe Jordan dirigiert beim ersten Konzert in einer Matinee Franz Schuberts Unvollendete sowie Ludwig van Beethovens SymphonieNr. 7 A-Dur. Das zweite Konzert, ebenfalls eine Matinee, leitet Susanna Mälkki. Zur Aufführung gelangen Beethovens Ouvertüre zu Fidelio, von Johannes Brahms die Symphonie Nr. 1 c-Moll und Otto M. ZykansKonzert für Violine und Orchester Da drunten im Tale, gespielt von Patricia Kopatchinskaja.

Damals, 1946

Eine Reminiszenz an die Geburtsstunde der Bregenzer Festspiele ist die Aufführung von Bastien und Bastionen genau an jenem Ort, wo vor 70 Jahren dieses Mozart-Singspiel den Ursprung des Spiels auf dem See markiert. Im Bregenzer Gondelhafen unweit des heutigen Festspiel-Areals wird genauso wie einst auf zwei Kieskähnen gesungen, gespielt und musiziert. Geschichtsverbundenheit beweist das Festival auch bei der Wahl des Orchesters: Als indirekter Nachfolger des damals engagierten Vorarlberger Rundfunkorchesters musiziert das Symphonieorchester Vorarlberg. Es singen die Sängerinnen und Sänger des im vergangenen Sommer neu gegründeten Opernstudios. Wohl größter Unterschied zum Jahr 1946 ist der Eintrittspreis, denn anstatt der damaligen Preiskategorien von 4, 9 und 12 Schillingen ist der Eintritt im 70er-Jubiläumsjahr frei. Einen Rückblick auf 70 Jahre Sommerfestival am Vorarlberger Bodensee bietet eine Ausstellung in Kooperation mit dem vorarlberg museum, die See-Bühnenbildmodelle der Jahre 1985 bis 2016 zeigt und darüber hinaus Einblicke in die Entwicklung des Kulturunternehmens seit dessen Gründung gewährt.

Ganz schön jung, ganz schön bunt

Bunt, kreativ und vor allem jung wird es erneut bei crossculture. Das Kinder-und Jugendprogramm der Bregenzer Festspiele zeigt bereits im Juni in Zusammenarbeit mit dem Bregenzer Stadtmarketing sowie dem Wiener ZOOM Kindermuseum und der Oper Köln die Klanggeschichte Lollo zum Mitgestalten und Musizieren rund um das Thema Müll und Verwertung. Darüber hinaus gibt’s Workshops, tours, eine week und natürlich den Höhepunkt: die Orchesterhauptprobe von Turandot samt Rahmenprogramm von und für Jugendliche. Die Allerkleinsten dürfen sich wiederum auf ihr Fest des Kindes freuen und mit viel Farbe, Freude und unter pädagogischer Anleitung an einer echten Theateraufführung werkeln.

Die Bregenzer Festspiele 2016 finden von 20. Juli bis 21. August statt, Tickets und Informationen unter www.bregenzerfestspiele.com sowie Telefon 0043 5574 4076.

Copyright: Bregenzer Festspiele, © Foto: Bregenzer Festspiele/Karl Forster

Michaela Etzel, Jetset-Media München

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© Bregenzer Festspiele/Karl Forster

 

Michaela Etzel
Michaela Etzel https://www.jetset-media.de

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